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Enrico Dienel / 02.03.2011

Reichsbahn-Dampfzug fährt in den Frühling

Reichsbahn-Dampfzug fährt in den Frühling

Am Ostersonnabend begrüßte der Erste Sächsische Oberlandbaumeister Johann Christoph Knöffel höchstpersönlich zirka 60 Reisenden in Zabeltitz. Sie waren per Dampfzug aus Löbau, Bautzen und Dresden gekommen. Mit einem historischen Kostüm bekleidet führte Dr. Jürgen Schreiber von der Zabeltitz-Information die Gäste bei herrlichem Frühsommerwetter durch Park und Palais. So konnten sie sozusagen von zwei gut mit dem Ensemble vertrauten Männern in einer Person viel Interessantes aus Vergangenheit und Gegenwart erfahren.

Technik, Natur und Historie

„Knöffel gestaltete von 1728 bis 1730 im Auftrag von August Christoph Graf von Wackerbarth das Pflugksche Renaissance-Wohnschloss zum heutigen Palais um“, erklärt der Universalgelehrte für Zabeltitz, Dietmar Enge. Mit diesem Angebot geht die Stadt neue Wege in der Vermarktung des Noch-Geheimtipps. Roswitha und Uwe Micklisch gefällt das gut. „Die Kombination von historischer Eisenbahntechnik, Natur und Historie finden wir hervorragend“, sagen die Dresdner übereinstimmend.

Im Palais wurde Essen zubereitet sowie Kaffee und Kuchen gereicht. Der Naturschutzbeauftragte des Landkreises Meißen, Alf Terpe informierte über Flora und Fauna des Schutzgebietes Röderauwald Zabeltitz. Das Bauernmuseum lud zu Einblicken in den Alltag einer Mittelbauernfamilie am Anfang des 20. Jahrhunderts ein, und die Kirche hatte geöffnet.

Die Gastgeber hatten an diesem Tag aber mit viel mehr Besuchern gerechnet. Ein großer Teil der Reisenden machte jedoch in Großenhain Station, um das Flugplatzgelände und die dortige Ausstellung zu besuchen. Ralf Gruner, der Organisator der Bahnreise vom Verein Ostsächsische Eisenbahnfreunde aus Löbau, erklärte: „Wir mussten die Fahrt auf den Samstag legen, weil es in der Oberlausitz, wo die meisten unserer Fahrgäste herkommen, eine Fülle an Osterbräuchen gibt. Am Sonntag wären viel weniger Leute mitgefahren, das hätte sich nicht rentiert.“

Gegenseitig Wasser abgegraben

So haben sich die vielen Angebote leider wohl gegenseitig sprichwörtlich das Wasser abgegraben. Denn das Interesse an den Dampfzugfahrten ist groß, weiß der Vereinsvorsitzende der Eisenbahnfreunde Alfred Simm, der im Hasenkostüm die im Zug mitfahrenden kleinen Eisenbahnfreunde mit Süßigkeiten beschenkte und die Rangieranweisungen auf den Bahnhöfen gab.

„Mit über 180 Eisenbahnfans war die große Rundfahrt, die von Löbau nach Dresden über Elsterwerda, Riesa, Priestewitz zurück nach Großenhain geht, total ausgebucht“, erklärt Simm. Aus diesem Grund gab es am Vormittag noch einen zusätzlichen Abstecher ins Brandenburgische. Dieses Angebot nutzten viele Großenhainer.

In zwei Jahren wieder Zabeltitz

Sehr imposant war dabei die Umkopplung der von den Ostsächsische Eisenbahnfreunden sehr schön restaurierten Dampflok vom Typ 52 8080-5 in Elsterwerda. Bei diesem Stopp war sogar eine kleine Besichtigung des Lokführerstandes möglich. Der Reichsbahnzug aus den späten siebziger Jahren, stilgerecht mit Schlaf- und Speisewagen ausgerüstet sowie mit Personal in passenden Uniformen ausgestattet, befand sich ebenfalls in hervorragendem Zustand.

„In etwa zwei Jahren werden wir das Projekt Zabeltitz noch einmal in Angriff nehmen“, kündigte Ralf Gruner von den Ostsächsischen Eisenbahnfreunden an. Zurzeit bereiten sich die Vereinsmitglieder aber schon auf ihren nächsten Einsatz vor. Am 7. und 8. Mai laden sie nach Löbau zu den dort jährlich stattfindenden Maschinenhaustagen ein.

Quelle: Sächsische Zeitung; Ausgabe Großenhain; Dienstag, 26. April 2011