Ferkeltaxe darf über die Grenze
Der alte Triebwagen braucht keine Ausnahmegenehmigungen mehr für Tschechien. Erste Touren sind schon geplant.
Von Marcus Scholz
Noch steht der Leichtverbrennungstriebwagen, kurz LVT, in seinem Lokschuppen. Bald aber ist es so weit, und der LVT, besser bekannt unter dem Namen Ferkeltaxe, macht sich wieder auf die Gleise. Die ersten Fahrten sollen dann in Richtung Tschechien gehen. Das war bis zuletzt nicht immer so einfach und erforderte einen hohen bürokratischen Aufwand.
Dass der Triebwagen der Ostsächsischen Eisenbahnfreunde auf dem tschechischen Schienennetz unterwegs ist, ist keine Seltenheit. Doch bis jetzt benötigten die Eisenbahnfreunde für jede einzelne Fahrt über die Grenze eine Genehmigung von tschechischen Behörden. „Die ist für grenzüberschreitende Fahrten zwingend notwendig“, sagt Alfred Simm, Chef der Eisenbahnfreunde. Das wird jetzt anders. Lästiger Papierkram und das Hoffen auf Zulassungserteilung für das Befahren von tschechischen Gleisen gehören endgültig der Vergangenheit an.
Seit Dezember sind die Eisenbahnfreunde in Besitz einer Dauerzulassung und können mit der Ferkeltaxe nun ohne Probleme ins Nachbarland reisen. Einfach war es aber nicht, die Bescheinigung ausgestellt zu bekommen. Denn dafür musste der alte Triebwagen erst einmal auf Vordermann gebracht werden. „In den Wintermonaten des Jahres 2013 haben wir begonnen, die Ferkeltaxe zu überholen“, sagt Alfred Simm. Letztes Jahr hat das historische Gefährt schließlich seine Hauptuntersuchung bestanden und darf seitdem für die kommenden acht Jahre auf den Gleisen der Deutschen Bahn fahren. Um die Genehmigung für die Nutzung des tschechischen Schienennetzes zu erhalten, wurde der Triebwagen zusätzlich von Behörden aus dem Nachbarland untersucht. „Dafür sind die zuständigen Organe aus Tschechien extra nach Löbau gekommen“, sagt Simm. Da allerdings in Tschechien andere Vorschriften als in Deutschland gelten, mussten zusätzliche Verdrahtungen und Leitungen an der Ferkeltaxe verlegt werden.
Während einer Probefahrt haben tschechische Ingenieure dann den alten Triebwagen noch einmal genauestens unter die Lupe genommen. Das anschließende Fazit fiel positiv aus: „Kurz vor Heiligabend kam die Bestätigung, dass wir die Zulassung erhalten haben“, sagt Osef-Chef Simm.
Den Chef der Eisenbahnfreunde freut es, dass jetzt wenigstens ein Fahrzeug regelmäßig aus seinem Lokschuppen geholt werden kann und fahrtüchtig ist. Denn die alte Dampflok ist schon seit längerer Zeit außer Betrieb. 800 000 Euro würde die Reparatur kosten. Und auch die Diesellok ist wegen eines Getriebeschadens nicht funktionstüchtig. Auch hier würden sich die Reparaturkosten im sechsstelligen Bereich bewegen. Geld, dass den Eisenbahnfreunden nicht zur Verfügung steht. „Dadurch ist die Ferkeltaxe momentan unser wichtigstes Fahrzeug im Bestand“, sagt Vereinschef Simm.
Für lange Fahrtstrecken ist der altehrwürdige Triebwagen allerdings nicht geeignet. Deswegen wird er demnächst vorrangig Bahnhöfe im nahen Grenzgebiet ansteuern. Die ersten Fahrten stehen sogar schon auf dem Plan der Eisenbahnfreunde. Zu Ostern, besser gesagt Karfreitag, fährt die Ferkeltaxe von Löbau aus in Richtung Tschechien. Dabei führt der Weg über das Höllengrundviadukt in Großschweidnitz, bis nach Ebersbach, Jirikov und schließlich Rumburk. Nach einer kurzen Verschnaufpause im Tschechischen tritt der alte Triebwagen die Heimreise an.
Für alle kleinen Eisenbahnfreunde wartet dann in Großschweidnitz der Osterhase und hat für jedes Kind eine Überraschung parat. Seinen nächsten Einsatz hat der Leichtverbrennungstriebwagen zum alljährlichen Höhepunkt der Eisenbahnfreunde. Wenn dann in der zweiten Maiwoche die traditionellen Maschinenhaustage stattfinden, wird auch die Ferkeltaxe wieder auf den Schienen rund um Löbau rollen. Ein paar Wochen später, zu Pfingsten, ist eine weitere Fahrt ins Nachbarland geplant. Wohin es gehen soll, steht aber noch nicht fest.