Heißläuferdrama an 52 8141-5 nimmt kein Ende
Die Probefahrten am 28. Juli und 3. August 2021 nach Abschluss der Garantiearbeiten verliefen recht zufriedenstellend. Lediglich das rechte Achslager der Treibachse erwärmte sich in unzulässig hohe Bereiche. Gemessen wurden 70° C. Das ist nicht mehr weit entfernt vom Schmelzpunkt der Weißgussachslager. Und ein solcher Temperaturbereich „fährt sich auch nicht ein“.
Mit dem Dampflokwerk Meiningen (DLW) konnte sodann vereinbart werden, diesem Problem noch einmal auf die Spur zu gehen. Dafür war die Treibachse aus dem Rahmen der Lok auszuachsen um Zugang zum Lager zu bekommen.
Das Schadensbild führt zu keinen guten Nachrichten: Im Achsschenkel auf der Achswelle wurden cirka 3-5 mm tiefe Löcher diagnostiziert. Diese Ausbröckelungen der Achswelle führten zu Reibung in der Lagerschale und sind die Ursache der unzulässigen Erwärmung. Tiefes Entsetzen bei den Beteiligten.
Bei einer Dampflokachswelle handelt es sich um einen geschmiedeten, strapazierfähigen, ungehärteten Stahl. Ein derartiges Schadensbild war den beteiligten Fachleuten fremd. Nach erster Einschätzung könnte es sich um Kohlenstoff- oder Lufteinschlüsse handeln.
Unabhängig, aber übereinstimmend kamen die zu Rate gezogenen Experten der Fachhochschule Zittau/Görlitz und eines Materialprüflabors in Zittau zum Schluss, dass es sich um Schmiedefehler handelt, die im Schmiedeprozess der Achswelle entstanden sind.
Die einfachste Lösung wäre, die Achswelle abzudrehen, die Lagerschalen neu zu gießen und sie mit den neuen Abmessungen in den Rahmen der Dampflok einzupassen. Davon rieten die Werkstoffexperten jedoch ab. Gefügefehler beim Schmieden setzen sich dann im gesamten Stahlkörper fort. Es wäre also russisches Roulette, ob sich beim nächsten Einsatz wieder Material durch die Reibung vom Achsschenkel ablöst.
Einzig Computertomographie kann Strukturveränderungen im Stahlkörper nachweisen. Die bisher angewandten Prüfmethoden (Ultraschalluntersuchung) dienen der Erkennung von Rissen. Die Stabilität der Achswelle war auch zu keiner Zeit gefährdet.
Zur Zeit wird noch nach einer zerstörungsfreien Prüfmöglichkeit der Achswelle im Raum Meiningen gesucht, um einschätzen zu können, ob es sich wirklich um Gefügefehler handelt.
Ultimo Ratio ist die Neuanfertigung einer Achswelle für Dampflok 52 8141-5. Verbunden mit allen Nebenarbeiten rechnen wir gegenwärtig mit zusätzlichen Ausgaben in Höhe von 30.000 bis 50.000 Euro. Wir möchten Sie ganz herzlich um Unterstützung bitten. Bitte spenden Sie für eine neue Achswelle!
Ganz egal, wie die Sache ausgeht, im Monat September und voraussichtlich darüber hinaus steht uns Dampflok 52 8141-5 für die geplanten Fahrten nicht zur Verfügung. Nicht nur bei unserem Fahrtenplaner ist die Frustration groß. Seit 2019 war es erforderlich geworden Veranstaltungen umzuplanen, denn der ursprüngliche Fertigstellungstermin für unsere Dampflok war der 01. August 2019.
Die Einschränkungen des Öffentlichen Lebens durch die Corona-Pandemie machten eine ständige Anpassung der Veranstaltungsplanung erforderlich und haben ein großes Loch in die Kasse gerissen.
Aber es gibt auch Lichtblicke. Diesellok 105 015 konnte termingerecht die WISAG Brieske am 26.08.2021 verlassen. Wir werden diese Lok zum Tag des offenen Denkmals am 12.09.2021 in Bautzen an der Denkmallok 52 8056 in Bautzen an der Packhofstraße präsentieren. Gemeinsam mit 112 331 und zwei Reisezugwagen wird sie in der Zeit von 10 bis 17 Uhr vom Güterbahnhof zum Industriebahnhof Wilthener Straße pendeln.
Die für den 12.09. geplante Parallelfahrt fällt aus.
Auch für unsere Abendfahrt mit Grillfest in Großschweidnitz am 11.09.2021 müssen wir auf unsere V100 ausweichen.
Unsere Spreewaldfahrt am 25.09.2021 führen wir mit Diesellok 112 331-5 durch. Auch die Kollegen der Kahnfährgenossenschaft hatten eine große Durststrecke zu bewältigen und freuen sich auf unser Kommen. Wir haben noch einen Waggon Platz, also bitte schnell die Fahrkarten sichern!
Dampflok trifft Dampfschiff, sollte das Motto für den 26.09.2021 sein. Das lässt sich nun leider nicht verwirklichen, daher fällt diese Fahrt leider aus. Vielen Dank für Ihr Interesse. Tauschen Sie Schiff gegen Kahn. Den Teilnehmern dieser Fahrt bieten wir gern einen Platz in unserem Spreewaldexpress am Vortag an.
Wir bedauern sehr unser Versprechen erneut nicht erfüllen zu können und bitten um Ihr Verständnis.
Ralph Gruner
stvtr. Vereinsvorsitzender